Viele Millionen Euro werden aus Eigenmitteln der Stadt Marl in Hüls investiert, um die Hülsstraße attraktiver zu machen. Doch städtebaulich reichen die Ideen und Maßnahmen für den gesamten Stadtteil noch deutlich weiter. Was in den kommenden Jahren geplant ist, wurde Interessierten jetzt während einer Bürgerversammlung in der „La Victoria- Eventhalle“ erläutert.
„Der Umbau der Fußgängerzone ist eine Impulsinvestition in die Zukunft des Ortsteils“, brachte es Baudezernentin Andrea Baudek in ihrer Begrüßung der rund 50 Gäste auf den Punkt. Und Markus Schaffrath, Leiter des Amtes für Stadtplanung und integrierte Quartiersentwicklung ergänzte: „Hüls gehört zwar zu den drei zentralen Marler Versorgungszentren, doch die Krise des Standortes ist durch seinen Bedeutungsverlust unverkennbar. Das wollen wir gemeinsam mit den Menschen und vor allem Eigentümern ändern.“
So sollen die Investitionen in die Entwicklung der Fußgängerzone aus der Hülsstraße einen Besuchsraum schaffen, der möglichste vielen Menschen als Aufenthaltsquartier dient. Mit ins Boot holen möchte die Stadt Marl dabei vor allem die Eigentümerinnen und Eigentümer, auf die bei zusätzlichen Sanierungsinvestitionen attraktive steuerliche Rahmenbedingungen warten – sofern der Rat der Stadt die geplante Sanierungssatzung beschließt.
Eigens aus Berlin war Eva-Maria Boemans vom Landschaftsarchitekturbüro TDB Landschaftsarchitektur angereist, um den Entwurf zur Umgestaltung der Hülsstraße zu erklären. Sie zeigte nicht nur die Entwicklung der Hülsstraße von einer Konsumstraße aus den 1970er-Jahren zur heutigen, in die Jahre gekommenen Fußgängerzone. „Ab 1976 prägten die Arkaden das Bild, das Einkaufen war modern. Doch die Lebensgewohnheiten haben sich mittlerweile verändert. Man kauft nicht mehr alles direkt vor Ort um die Ecke“, so Eva-Maria Boermans. Dennoch existiere der Wunsch der Menschen, sich im Freien aufzuhalten, sich im Freien zu treffen. Diese Entwicklung nehme bereits seit zehn Jahren zu. Und dem wolle ihr Büro mit seinem Entwurf Rechnung tragen.
Mehr Grün und trotzdem genügend Flächen für Feste und andere Aktivitäten gehören ebenfalls zum Entwurf. Als wenig einladend beschrieb Boemans die Arkaden, die die teilweise bereits aufwendig sanierten Fassaden verdeckten. Aus Sicht der Landschaftsarchitektin müsse sich die Hülsstraße neu erfinden und habe nur dann diese Chance, wenn die Arkaden weichen. Die Stadt übernimmt in dem Zusammenhang übrigens die Kosten für die Beseitigung von Schäden nach dem Rückbau. Unter Einbezug des Dreiecks Trogemann-/Hülsstraße/Lipper Weg entsteht außerdem im südlichen Teil ein völlig neuer Raum mit vielen natürlichen Elementen – und das Ganze klima- und insektenfreundlich.
Darüber hinaus erklärte Sebastian Specht vom Stadtplanungsamt noch einmal den gesamten städtebaulichen Plan, zu dem genauso die Einbeziehung des ehemaligen AV-Geländes gehört wie große Teile der Bergstraße und des Lipper Wegs sowie die vielen Wohngebäude in Zentrumsnähe. Diese Bereiche seien unter anderem durch einen hohen Versiegelungsgrad, teils maroder Zustände der Infrastruktur ungünstige Zuschnitte und einem schlechten energetischen Zustand geprägt. „Diesen Mängeln wollen wir durch diverse Maßnahmen entgegentreten und den kompletten Ortsteil attraktiv und wohnlich schön machen“, versprach Sebastian Specht.
In dem Zusammenhang wurde auch noch einmal verdeutlicht, dass die Ziele nur gemeinsam mit den Hülserinnen und Hülsern erreichbar seien. Die Stadt könne keine privaten Gebäude sanieren, sondern ausschließlich einen Impuls auslösen, um andere mit ins Boot zu holen. So ist z. B. die Abschreibung höher: acht Jahre lang jeweils neun Prozent, danach vier Jahre lang sieben Prozent. Die steuerlichen Rahmenbedingungen sollen neben dem städtischen Abschöpfungsverzicht (nach einer zu erwartenden höheren Grundstücksbewertung) helfen, dass sich zahlreiche Eigentümer mit in genau dieses Boot setzen.
Nach den Sommerferien sollen interessierte Bürgerinnen und Bürger gezielt angesprochen werden, um zu eruieren, wer welche Optionen und Möglichkeiten oder auch Fragen zum Sanierungskonzept hat. Wer an weiteren Informationen interessiert ist, kann an das Amt für Stadtplanung und integrierte Quartiersentwicklung wenden: amt61@marl.de.
Am 21. Juni findet ab 18 Uhr eine weitere Informationsveranstaltung in der Mehrzweckhalle der Ernst-Immel-Realschule (Droste-Hülshoff-Straße 36, 45772 Marl) statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung sollen die Bürgerinnen und Bürger einen Gesamtüberblick zum Bundesprojekt „Hüls resilient“ bekommen. Die zuständigen Projektbüros für die operative und strategische Bearbeitung der einzelnen Teilprojekte sind genauso dabei wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung.