Wertewandel, demografischer Wandel, ein anderes Konsumklima – die gesellschaftlichen Transformationsprozesse betreffen in Marl auch und gerade den Stadtteil Hüls. Gemeinsam mit dem Büro Stadt + Handel präsentierte die Stadtverwaltung interessierten Gästen in der Ernst-Immel-Realschule unter dem Thema „Hüls resilient“, wohin die Reise gehen muss, um Hüls attraktiver und fit für die Zukunft zu machen.
„Wir haben mit diesem Projekt die einmalige Chance, das Stadtzentrum in Hüls so attraktiv wie noch nie zu machen und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen – sowohl für die Bürgerinnen und Bürger als auch für die Geschäftsleute“, sagte Bürgermeister Werner Arndt in seiner Begrüßung und hofft gleichzeitig auf eine entsprechende Resonanz in Hüls.
Doch wie muss sich ein Stadtteil in Zukunft aufstellen? Schlagworte wie „Regionalität“, „Authentizität“, „Persönlichkeit“, „Entschleunigung“ fielen in diesem Zusammenhang. Unterstützt wird das gesamte Projekt durch Fördermittel des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen bzw. des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) mit dem Programm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“. Doch auch die Stadt Marl nimmt einige Millionen Euro an Eigenmitteln in einem weiteren Projekt für den Umbau der Hülsstraße in die Hand.
Am Ende, so Katharina Ruhr von Stadt + Handel, müsse es zu neuen Nutzungen kommen, auch wenn diese in der Regeln zunächst Investitionen mit sich bringen. Denn die neuen Trends haben sich durch Corona und den Krieg in Europa beschleunigt. Das Konsumklima ist so schwach wie seit Jahren nicht, der Erfolg des Online-Handels längst kein Geheimnis mehr. Dies alles seien weitere Gründe, warum eine neue Lust am Innenstadterlebnis geweckt und Ladenlokale umgenutzt werden müssen. Positive Beispiele in anderen Städten Deutschlands gibt es reichlich, wie die Kombination eines Modeladens mit Café, historische Lichtinstallationen oder Gemüsegärten in der City.
Flankiert werden die „Stadt + Handel“-Tätigkeiten durch Sandra Ottensmann vom IMC Institut für Marketing und Controlling. Sie unterstützt die Gewerbetreibenden bei zukunftsfähigen Vermarktungsstrategien am Verkaufsort sowie im Onlinegeschäft.
Zentrale Herausforderungen sind dabei auf den ersten Blick unter anderem mehr Stadtgrün, eine bessere Aufenthaltsqualität, weniger Leerstände und mehr Identität zum Beispiel durch gemeinsame Aktivitäten innerhalb des Stadtteils. Weinfest und Wochenmarkt sind bereits gute Beispiele. Darüber hinaus kann die Idee eines Pop-Up-Gartens genauso dazu beitragen wie eine mobile Spielothek oder ein City-Dinner.
Bei der Realisierung will das Zentrenmanagement helfen. Schließlich geht es auch darum, das Zentrum in Hüls neu zu positionieren. Angesprochen zum Mitmachen sind explizit alle Menschen in der Stadt, besonders aber natürlich in Hüls. „Denn wer wirklich mitreden will, der muss auch mitmachen“, so Katharina Ruhr. Die gesamte Idee müsse dabei als Prozess in viele Richtungen gesehen werden, nicht als eine einmalige Aktion, frei nach dem Motto „Neuer Innovationsgeist statt alte Denkmuster“.
Um private Initiative zu unterstützen, ist auch eine sogenannter „Verfügungsfonds“ in das Projekt integriert. Über diesen Fonds stehen Fördermittel von Bund und Land sowie Sponsorengelder für in der Öffentlichkeit wirksame Projekte von Privatpersonen, Initiativen, Vereinen und anderen Akteursgruppen zur Verfügung.
Die Neugestaltung der Fußgängerzone Hülsstraße in Marl mit unregelmäßigen Baumpflanzungen stärkt die Straße als Grünverbindung und Gelenk zu den Freiflächen im Süden und der Gartenstadt im Norden. Der Grünzug entlang des Loemühlenbachs und der Marktplatz sind Teil des grünen Wegenetzes im Ortsteil. Die Pflanzung zahlreicher Bäume auf der neuen Hülsstraße zeigt den Paradigmenwechsel in der heutigen Stadtplanung: weg von funktionalen und kommerzorientierten Fußgängerzonen hin zu stadtklimatisch und ökologisch wirksamen Straßenräumen, multifunktional nutzbar und von hoher sozialer Teilhabe.